Ausgetwittert

Veröffentlicht am 13. Januar 2021 um 01:15

Nun hat es sich also ausgetwittert. - Twitter hat den Account des amerikanischen Präsidenten dauerhaft gesperrt. - Ist das gut? Oder ist das schlecht? - Vier Jahre lang hat Donald Trump die Plattform genutzt, um seine Hass-Botschaften zu seinen Anhängern zu bringen. Gut, daß damit nun Schluß ist. Ja, das werden viele so sehen. - Doch dabei kann man es nicht belassen. Twitter und Facebook sind nicht nur Plattformen. Es sind Medienkonzerne. Ihr Agieren wird in allererster Linie von kommerziellen Interessen geleitet. Das ist auch zunächst einmal nichts Schlimmes. Doch das ist nicht alles. Die Algorithmen, welche die Aufmerksamkeit lenken, sind darauf ausgelegt, daß das Spektakuläre stets in den Vordergrund gerückt wird. Hass und Gewalt sind die Profiteure solcher Algorithmen. Und das wiederum spielt den Hasspredigern und Verschwörungstheoretiker, User wie die Q-Anon-Anhänger, Rechtsextremen und eben auch Donald Trump geradewegs in die Hände. Bei ihm kommt noch das politische Amt hinzu. Mehr als 80 Millionen "folgten" ihm. Diejenigen, die ihn und die Konten der Q-Anon-Bewegung jetzt sperren, haben das, was sie  löschen, allererst möglich gemacht. - Und den Hass, den andere säen, verbreiten sie ungerührt weiter. - 

Twitter sperrt Trump, doch das Geschäftsmodell bleibt. Hier wie auch bei Facebook hat es in den letzten zwei Jahrzehnten schwerwiegende Versäumnisse gegeben. Eines der folgenreichsten war, daß die Betreiber solcher Plattformen von jedweder Verantwortung für die Inhalte, die millionenfach "geteilt" und "geliked" wurden, entbunden wurden. Verantwortlich waren die "User", deren Daten bei den Betreibern unter Verschluß waren. Somit konnten sich Aufrufe zu Mord und Gewalt ungefiltert und ungebremst, beflügelt durch die algorithmische Begünstigung, verbreiten. - 

Warum wurde das Konto von Trump erst jetzt gesperrt und nicht schon 2016? - Damals waren seine Botschaften nicht minder hasserfüllt. Warum also erst jetzt? Weil es nach dem "Sturm auf das Kapitol" gerade politisch en vogue ist. - Es ist reiner Opportunismus, wenn Twitter sich jetzt für die Sperrung entscheidet. Trump hat vier Jahre lang für "Traffic" bei Twitter gesorgt. Für Twitter war er das beste Pferd im Stall. Als User war er die kongeniale Ergänzung für den US-Konzern. 

Wer erwartet, daß Twitter, Facebook & Co ihre Plattformen nach moralischen Kriterien ausrichten, macht den Fuchs zum Türsteher vorm Hühnerstall. - Der Geist ist aus der Flasche. Die Sperrung des Trump-Accounts wird ihn nicht wieder dahin zurückbringen. - 

Kommentar hinzufügen

Kommentare

Es gibt noch keine Kommentare.