Corona #4

Veröffentlicht am 22. November 2020 um 01:36

Das SOCIUM-Forschungszentrum Ungleichheit und Sozialpolitik an der Universität Bremen ist nach eigener Auskunft "bundesweit das einzige sozialwissenschaftliche Forschungsinstitut, das Fragen von Ungleichheit, Sozialpolitik sowie deren gesellschaftliche und politische Wechselwirkungen empirisch wie theoretisch untersucht. Der Schwerpunkt der Arbeit liegt auf der fächerübergreifenden Forschung zu den sozialen, ökonomischen, politischen, kulturellen, organisatorischen, rechtlichen, historischen und sozial-medizinischen Bedingungen und Folgen sozialer Ungleichheit, staatlicher Sozialpolitik sowie deren Wechselwirkungen. Disziplinär getragen wird diese Forschung vor allem von Soziologie, Politik-, Gesundheits-, Wirtschafts- und Rechtswissenschaften." -

 

Am 30. August erschien zur Corona-Pandemie das fünfte Thesenpapier, in dem es heißt: 

"Leider ist die vergangene Sommerpause, in der die Epidemie einen vergleichsweisen moderaten Verlauf zeigte, nicht dazu genutzt worden, eine gesellschaftliche Debatte über die Gestaltung einer solchen Herangehensweise zu führen. Hier wären, so wie die Autorengruppe es in der gerade veröffentlichten ad hoc-Stellungnahme1 (SN) zum Ausdruck gebracht hat, die politischen Führungen aufgerufen gewesen, statt eines immer weiter perpetuierten Bedrohungsszenarios mit einem positiv konnotierten Diskussionsprozess zu beginnen. Eine solche Vorgehensweise ist in der Risikoforschung und Krisenkommunikation ohne Alternative, insbesondere ist auf Sanktionsdrohungen und Ausgrenzungen zu verzichten. Mitbürger und Mitbürgerinnen, die schlichtweg Fragen aufwerfen, mit Verschwörungstheoretikern gleichzusetzen, führt lediglich zu einer gesellschaftlichen Polarisierung, die sich auch in der Mediennutzung bemerkbar macht, stellt aber keineswegs einen lösungsorientierten Ansatz dar." (https://www.socium.uni-bremen.de/uploads/News/2020/thesenpapier_5_201025_endfass-1.pdf)

Die gesellschaftliche Polarisierung ist seitdem längst fortgeschritten. Ergänzungen und Alternativen zur Regierungslinie, überhaupt Kritik an den Beschlüssen und Verordnungen werden in manchen sozialen Medien als Verweigerungshaltungen gebrandmarkt, in anderen wiederum als "Widerstand" vereinnahmt. Für Zwischentöne ist kein Platz mehr. In den so entstehenden Echokammern führt die Autoenthusiasmierung zur wechselseitigen Bestätigung der Wagenburgmentalität. Was mit Hoffnungen auf die Steigerung kommunikativer Verständigungsprozesse seinen Anfang nahm, hat im Hinblick auf den gesundheitspolitischen Diskurs um die Corona-Pandemie sein Ende im alten Freund/Feind-Schema Carl Schmitts gefunden. - 

In Kürze wird das sechste Thesenpapier der Gruppe um Gerd Glaeske und Philip Manow erscheinen. -

 

 

 

Kommentar hinzufügen

Kommentare

Es gibt noch keine Kommentare.