Er fehlt in kaum einem Statement zur Coronalage, der Hinweis auf die Schutzbedürftigkeit jener "vulnerablen Gruppen" vor dem Coronavirus. Der Philosoph Julian Nida-Rümelin hat kürzlich noch diesen Schutz angemahnt, ebenso Markus Gabriel und die Virologen Streeck und Schmidt-Chanasit in ihrem Positionspapier mit der Kassenärztlichen Bundesvereinigung. Mit dem Verweis auf Lebensferne vom Pflegealltag in den entsprechenden Einrichtungen und einer drohenden Isolation alter Menschen wurden diese Mahnungen in den Wind geschlagen.
Nach einem unbeschwerten Sommer kam dann im Oktober "völlig überraschend" die Corona-Pandemie zurück. Heute wird bekannt, daß in einem Alten- und Pflegeheim in Berlin-Lichtenfeld Anfang Oktober 12 Menschen im Zusammenhang mit dem Virus gestorben sind. Die Betreiberfirma teilt mit, daß aktuell 27 Bewohner und 17 Mitarbeiter Corona-positiv sind. -
Der Oberbürgermeister von Tübingen, Boris Palmer, geht hingegen mit seinen Maßnahmen den Weg, die Bewohner von Alten- und Pflegeeinrichtungen besonders zu schützen. Hier übernimmt die Stadt die Kosten für Tests, welche nicht von den Krankenkassen gezahlt werden. Alle Menschen über 65 Jahre werden kostenlos mit FFP-2-Masken versorgt. Zwischen 09.30 Uhr und 11.00 Uhr ist Einkaufszeit für ältere Menschen; im "Tübinger Appell" werden die Bürger unter 65 Jahre gebeten, während dieser Zeit nicht in die Supermärkte zu gehen. Die älteren Bürger werden gebeten, Busse zu vermeiden. Ergebnis: Es gab bislang keinen einzigen Corona-Ausbruch in einem Tübinger Alten- und Pflegeheim. Sicher, es gab und gibt auch Widerspruch gegen den "Tübinger Appell"; Boris Palmer ist bekanntlich in seiner Partei umstritten. Doch gibt ihm der Erfolg recht.
Sich die Welt auch anders vorstellen zu können als sie ist, gehört zu den Vorzügen einer vernünftigen Entscheidungsfindung in der Politik. -
Kommentar hinzufügen
Kommentare
Danke für diese Infos.
Auf welche Quellenbeziehst Du Dich?
Beim augenblicklichen Empörungsmodus hat es wohl wenig Sinn, beim philosphischen Dialog solche Einsichten einzubringen? bringennzur Kenntnnis